Was ist mentale Fitness und warum ist sie so wichtig für unseren Alltag? Darauf gibt uns Manuela Motzel Antworten, denn ich habe sie zum Interview eingeladen.
Marita Eckmann: Liebe Manuela, erzähl uns doch mal, wer du bist.
Manuela Motzel: Das ist die, glaube ich, schwierigste Frage und gleichzeitig die einfachste. Wer bin ich? Ich bin Manuela, ich bin 54 Jahre alt und wohne in München. Ich bin verheiratet, habe einen Sohn und bin mit meinem Mann über 30 Jahre zusammen. Ich bin ein Mensch, der immer nach Lösungen sucht und ich glaube, dass es damit zu tun hat, dass ich mit einer beidseitigen Hüftdysplasie auf die Welt gekommen bin. Auch wenn ich in den ersten neun Lebensjahren nichts davon wusste.
Marita Eckmann: Da frage ich gleich mal nach, wenn ich darf. Was ist eine Hüftdysplasie und warum wusstest du so viele Jahre nichts davon?
Manuela Motzel: Bei diesem Krankheitsbild stehen die Kugeln des Hüftgelenks nicht richtig in der Pfanne. Die Ärzte sagten meinen Eltern damals: „Ihr Kind wird nie richtig laufen, geschweige denn Sport machen können.“ Ich lag bis zum zweiten Lebensjahr in Gips und habe erst spät Laufen gelernt. Dadurch war ich auf Hilfe angewiesen und habe natürlich mitbekommen, dass ich eine Belastung war.
Dass ich gehumpelt bin, war mir selbst lange Zeit gar nicht bewusst, denn für mich war die Art wie ich laufe normal. Als ich mit neun das erste Mal beidseitig operiert wurde, habe ich von meinem Papa immer gehört: „Lauf gescheit, streng dich an.“ Erst da wurde mir erst richtig bewusst, wie viel Druck es in unserer Familie gab, sich nach außen gut darzustellen und über Dinge nicht zu sprechen. Es wurde so getan, als gäbe es mein Problem nicht. Es wurde einfach ignoriert. Für mich war das ein Zwiespalt, denn ich hatte immer das Gefühl, dass etwas nicht stimmt und fragte mich, was richtig ist und ob ich ein bisschen verrückt bin.
Marita Eckmann: Wie bist du als Teenager mit deinem Humpeln umgegangen? Als Mädchen war das sicher nicht einfach.
Manuela Motzel: Das Spannende ist, dass ich es selbst nicht wahrgenommen habe. Ich wurde nie gehänselt und es hat mich nie eingeschränkt. Klar hatte ich die Narben, aber selbst sie empfand ich nie als Makel. Ich kann mich nicht erinnern, dass Jungs gesagt haben: „Das ist hässlich“ oder „Du bist hässlich“. Das war nie ein Thema. Ich bin auch Skigefahren, ich konnte alles tun. Das ist ein Vorteil, aber es gibt immer zwei Seiten.
Marita Eckmann: Was meinst du mit „zwei Seiten“?
Manuela Motzel: Auf der einen Seite war das Humpeln sichtbar, auch wenn es keine größeren Einschränkungen gab, und gleichzeitig wurde es, wie so vieles in unserer Familie, völlig ignoriert. Ein gesunder Satz wäre gewesen: „Wir haben ein Kind mit einer Gehbehinderung.“ Aber das ist mir erst heute bewusst.
Deshalb finde ich es so wichtig, dass die Dinge wahrgenommen werden. Dass wir so, wie wir sind, gesehen werden.
Die Hüfte ist auch etwas Wertvolles für mich. Um keine Belastung zu sein habe viel mit mir selbst ausgemacht und bin so ins Fühlen und Spüren gekommen. Gleichzeitig bin ich selbst über mein Humpeln hinweggegangen und habe versucht, perfekt zu sein. Ich hatte lange das Gefühl, nicht gesehen zu werden – und zwar so wie ich bin. Es wäre einfach schön gewesen, es zu integrieren. Dass ich genau so sein darf wie ich bin. Heute weiß ich, dass es aus meinem Inneren kommen darf.
Marita Eckmann: Danke für deine Offenheit, was für ein Spannungsfeld. Jetzt bin ich neugierig, wie das Mentale Fitnessstudio entstand.
Manuela Motzel: Letztendlich hat mich meine Hüfte zu dem gebracht, mit dem ich heute arbeite: Über einen sehr guten Physiotherapeuten bin ich zur systemischen Familientherapie gekommen. Meine Ausbilderin war sehr spirituell und ich habe durch sie den Zugang zu meiner inneren Kraft bekommen. Parallel zur Ausbildung habe ich mich mit vielen anderen Methoden und Möglichkeiten beschäftigt, wie zum Beispiel Hypnose, Reinkarnation und Numerologie. Ich habe energetische Ausbildungen gemacht und dabei bemerkt, dass ich eine besondere Wahrnehmung habe und dass das, was ich wahrnehme, in Ordnung und richtig ist.
Spiritualität
Marita Eckmann: Wie definierst du denn Spiritualität?
Manuela Motzel: Ich glaube, dass Spiritualität etwas ist, was wir alle haben. Ich glaube auch, dass wir heutzutage keine Einweihungen mehr durch Menschen brauchen, sondern die Energien fließen. Mir fällt da immer das Bild eines Kaminkehrers ein, der den Kanal ein bisschen frei macht, denn wir haben die Anbindungen. Ich finde es viel wichtiger, Menschen ins Vertrauen zu bringen.
Marita Eckmann: Mir gefällt das Bild vom Kaminkehrer. Es braucht jemanden, der den Kanal frei macht. Was ich auch raushöre, ist, dass du ziemlich früh gelernt hast, auf dein Gespür zu hören.
Sowohl als auch
Manuela Motzel: Ja, und ich bin immer sehr gut geschützt und geführt worden. Außerdem habe ich früh gelernt, mich auf Neues einzulassen und zu schauen, was dann kommt. Mir blieb oftmals einfach nichts anderes übrig. Vor einiger Wochen war klar, dass ich nochmal operiert werden muss. Es gibt einfach Situationen, wo wir nicht wählen können. Was ich durch meine Hüfte auch gelernt habe, ist, dass man damit gut leben kann und dass es ein „sowohl als auch“ gibt.
Das ich glücklich sein darf, obwohl ich Schmerzen habe, dass ich einen tollen Mann finde, obwohl ich humple. Sie haben mir gesagt, dass ich mit dieser Hüfte keine Kinder bekommen kann. Mein Sohn ist gesund und kam per Kaiserschnitt auf die Welt. Das haben wir gut geschafft und auch meine Hüfte hat das gut geschafft. Weil ich es unbedingt wollte und mich von nichts und niemandem habe abhalten lassen.
Marita Eckmann: Du hast nicht gehadert, das kommt bei mir an. Sicher gab es mal Momente, die unangenehm waren, aber am Ende bist du mit den Dingen gegangen, hast die Situation angenommen und das Beste daraus gemacht
Manuela Motzel: Ja, und manchmal war ich vielleicht auch ein bisschen blauäugig. Es gab auch viele verzweifelte Momente. Mein Vater hat sich das Leben genommen, als ich zwölf war. Als ich im gleichen Alter war wie er, hatte ich einen Moment am Bahnsteig, wo ich dachte: „Puh! Was passiert jetzt, wenn du da runterspringst?“ Ich nehme so etwas sehr intensiv wahr. Für mich war es nur keine Option.
Und manchmal bin ich auch nicht gut mit mir umgegangen. Ich glaube, das gehört auch dazu, so kann ich meine Klienten besser verstehen. Ich verstehe es, wenn es jemandem echt Kacke geht. Und ich will auch gar nicht behaupten, dass das, was mir jetzt aktuell mit meiner Hüfte passiert ist, schön ist. Das ist kein Spaziergang. Ich stehe nicht da und sage: „Yeah! Das Leben meint es gut mit mir.“ Es gehört jetzt zu meinem Leben dazu und es passiert nichts aus Zufall.
Marita Eckmann: Das ist eine schöne Lebenshaltung: Annehmen, was nicht zu ändern ist und gleichzeitig die eigenen Grenzen auszuweiten und zu schauen, was vielleicht doch möglich ist. Ist so auch das Mentale Fitnessstudio entstanden?
Manuela Motzel: Ja, weil ich in meiner Arbeit und bei mir sehe, wie unterstützend unsere mentalen Muskeln sind, um in die Mitte zu kommen, zufrieden zu sein und resilient zu werden. Um mit den Dingen, die einfach zum Davonlaufen sind, gut umzugehen.
Veränderungen können nur im Hier und Jetzt stattfinden.
Marita Eckmann: Das heißt, die Menschen bekommen bei dir eine Art Rüstzeug für den Alltag?
Manuela Motzel: Ja, ein Rüstzeug, um gut im Hier und Jetzt zu leben. Denn ich glaube, dass wir im Hier und Jetzt innere Stärke brauchen. Um zu begreifen, dass wir in der Vergangenheit nichts ändern können und wir die Zukunft nur aus dem Hier und Jetzt heraus gestalten können.
Es gibt drei Muskeln, die für mich zentral wichtig sind: Dankbarkeit, Fokus und Reflexion.
Das ist für mich das Grundgerüst. Und dann gibt es vom Liebes-Muskel über den Sowohl-als-auch-Muskel, den Reichtums-Muskel bis hin zum Fantasie-Muskel 12 verschiedene Muskeln, aber diese Basis ist wichtig.
Meine Erfahrungen zeigen, dass wenn wir diese starke Basis haben, wir vieles aus der Vergangenheit verstehen, annehmen und aufarbeiten können. Wenn ich eine innere Stabilität habe, fällt es viel leichter, eine schwierige Kindheit oder ein traumatisches Erlebnis anzuschauen.
Es geht nicht darum, dass wir noch mal in das Trauma gehen, sondern dass wir es als einen Teil unseres Lebens annehmen können. Und je spiritueller oder bewusster ich bin, desto mehr kann ich sehen, dass es ein Ausdruck meiner Seele war. Das es vielleicht meinem Seelenplan entspricht. Dass es eine Vereinbarung zwischen Seelen war, die sich getroffen haben. Dass es zu meiner Weiterentwicklung gehört. Das kann ich aber nur, wenn ich in mich spüre. Wenn ich schon einen Kontakt zu meiner Seele habe oder auch einen gewissen inneren Reichtum. Es geht für mich nicht darum, in der Vergangenheit etwas aufzulösen, sondern es anzunehmen, es zu integrieren.
Denn was passiert denn? Das, was wir erlebt haben, hemmt uns noch heute.
Und das kann ich lösen, aber ich kann es nicht ungeschehen machen. Ich kann es weder ausradieren noch ändern, sondern nur annehmen.
Marita Eckmann: Jetzt kann ich die Verbindung zu deiner Geschichte sehen. Du hilfst den Menschen, Selbstverständnis und innere Stärke zu entwickeln. Ich gehe mal davon aus, dass du auch viel mit Gefühlen und Emotionen arbeitest.
Manuela Motzel: Ich arbeite vor allem mit inneren Bildern. Dabei ist es mir wichtig, nicht suggestiv zu arbeiten, sondern selbstorganisiert. Suggestiv würde bedeuten, dass ich dir Bilder gebe, damit du etwas verändern kannst. Wenn ich dir aber die Möglichkeit gebe, die Bilder selbst zu entwickeln, haben sie eine andere Kraft.
Marita Eckmann: Verstehe. Du gehst mit mir auf eine Art innere Entdeckungsreise, damit ich herausfinde, wie ich mein Ziel erreichen kann, bzw. zu meiner Ganzheit finde.
Manuela Motzel: Genau. Denn selbst jede Krankheit trägt dazu bei, uns zu vervollständigen. Stell dir das System Mensch vor wie einen Kuchen mit verschiedenen Teilen. Fehlende Teile werden ersetzt. Ob durch schwierige Beziehungen oder Krankheit, all diese Herausforderungen sind Wege zur Ganzheit. Ich wurde mit dieser Herausforderung geboren, was bedeutet, dass ich an etwas Altem arbeite, um es zu heilen.
Marita Eckmann: Du regst mit deiner Arbeit dazu an, das große Ganze zu sehen, hinter das eigentliche Thema. Gleichzeitig entwickelst du Ressourcen, die helfen, damit umzugehen.
Zyklen und Rituale spielen eine wichtige Rolle
Manuela Motzel: Ja, dafür nutze ich den Zyklus der Jahreszeiten, denn die Natur ist für mich ein großes Vorbild. Wir können nicht immer 100 Prozent geben. Wir brauchen Rückzug und Pausen. Das Leben ist wie eine Welle. Es geht darum, mit dem Lebenszyklus zu fließen.
Im Frühjahr geht es um Wachstum, im Sommer darum, den Reichtum zu kultivieren und in die Fülle zu gehen. Im Herbst fahren wir die Ernten ein und im Winter stärken wir unsere Wurzeln. Ich arbeite viel mit Ritualen und biete diese zu den Jahreskreisfesten an. Zusätzlich sind Meditationen ein wichtiger Bestandteil. Wir finden den Jahreskreis auch in unsere Leben wieder. Wo stehe ich gerade vom Alter her? Mit meinen 55 bewege ich mich eher im Herbst. Was kann ich ernten? Jede Zeit hat seine Aufgaben, Anforderungen und Bedürfnisse. So legt sich der Jahreskreis über ein Leben und auch über den Tag. Wie im Großen auch im Kleinen. Alles hat seine Zeit.
Das Mentale Fitnesstudio
Marita Eckmann: So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Fließt das auch ins „Mentale Fitnessstudio“ mit ein? Erzähl uns bitte, was es damit auf sich hat.
Manuela Motzel: Der Aufbau des Mentalen Fitnessstudios ist ebenfalls zyklisch. Du bekommst täglich einen Impuls, als Fokus für den Tag. Du hast die Möglichkeit, morgens und abends online in ein Journal zu schreiben. So trainieren wir den Fokus- und den Dankbarkeitsmuskel. Dazwischen gibt es tageszeitenabhängig Meditationen, einen mentalen Nachtisch, Energietanken am Nachmittag und Träume schön zum Einschlafen. Alles dauert max. fünf Minuten, damit es im Alltag machbar ist. Du findest alles in der Mediathek, damit du alles unabhängig von dem vorgegebenen Rhythmus in deinem Tempo, in dein Leben integrieren kannst. Das Besondere ist, dass es um Monatsmuskel drei Live Zoomtermine gibt. In persönlichem Kontakt zu sein ist mir wichtig, damit wir gut in Verbindung sind.
Marita Eckmann: Was für ein tolles Paket! Gleichzeitig habe ich eine Community, mit der ich mich austauschen kann und ich kann einmal im Monat Fragen an dich stellen. Was kostet das Abo und über welchen Zeitraum läuft es?
Manuela Motzel: Das Monatsabo kostet € 6,90/Monat und ist jederzeit kündbar. Es ist mir sehr wichtig, dass es sich jeder leisten kann und flexibel ist. Denn ich möchte, dass die Menschen gerne mit dabei sind und auch Lust dazu haben. Die Schwelle zum Dranbleiben soll so gering wie möglich sein. In der heutigen Zeit brauchen wir Verbindungen.
Wenn du jeden Abend ins Dankbarkeitjournal reinschreibst, wird sich nach zwölf Monaten in deinem Leben ganz massiv etwas verändern. Und die Einträge der Community sind sehr inspirierend.
Marita Eckmann: Wir haben auch einen Gutschein für unsere Leser*innen, den man am Ende des Interviews bekommt. Gibt es noch einen Gedanken, den du uns mitgeben möchtest?
Zufrieden sein, ohne uns zufrieden zu geben
Manuela Motzel: Oftmals glauben wir, dass zu zufrieden sein Stillstand bedeutet. Ich weiß, wir dürfen zufrieden sein, ohne uns zufrieden zu geben. Und das ist der Unterschied.
Das wünsche ich mir für unsere Gesellschaft und unsere Menschheit. Dann sind wir auch bereit, in die Veränderung zu gehen. Veränderung bedeutet, dass wir keinen Mangel darin sehen, sondern dass wir einfach neue Räume eröffnen, die wir füllen können. Das ist Veränderung. Also einfach den Blick für was Neues zu haben, etwas Neues zu sehen und dem eine Chance zu geben. Und je zufriedener wir sind, je gesättigter wir sind, je mehr inneren Reichtum wir haben und umso besser können wir das tun. Deshalb: Zufriedenheit hat nie was mit zufriedengeben zu tun. Wachstum ist unser Naturell.
Marita Eckmann: Das ist ein schöner Gedanke, vielen Dank dafür, für die Möglichkeit des Probemonats und das wunderbare Gespräch.
Alle Leser*innen des SPIRIT ME MAGAZIN können mit dem Gutscheincode Spirit_me_4_onemonth im Mentalen Fitnessstudio vier Wochen kostenfrei mittrainieren.
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Manuela arbeitet als systemische Familientherapeutin und Coachin, ihr Schwerpunkt ist das mentale Muskeltraining. Sie arbeitet in ihrer Wahlheimatstadt München seit 2008. Privat ist sie seit dem Jahr 2000 mit allen Höhen und Tiefen sehr glücklich verheiratet und gemeinsam haben sie einen sehr genialen Sohn. Sie liebt Italien so sehr, dass sie dort die Sommer verbringt. Ihr Element ist das Wasser, weil es ihr auch heute noch die körperliche Freiheit schenkt, die sie so liebt. Außerdem ist sie gerne Gastgeberin, liebt Menschen und das Leben.
Im Frühjahr 2024 hat sie das Mentale Fitnessstudio eröffnet, weil sie der festen Überzeugung ist, dass unsere verrückte Welt Menschen braucht, die gerüstet sind. Für eine friedliche und liebevolle Welt.