Normalerweise gehöre ich zu den Menschen, die sich schwierigen Situationen und Herausforderungen stellen. Auch wenn ich weiß, dass es unbequem werden könnte. Und so kommt es, dass ich immer wieder meine kuschelige Komfortzone verlasse, um vom gedanklichen 10-Meter-Brett zu springen.
Aber dieses Mal habe ich gekniffen. Der Satz: "Nein, das mache ich nicht. Da bin ich raus!" kam schneller aus meinem Mund, als ich denken konnte.
Oha! Was war denn hier los?
Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal vor einer Aufgabe resigniert habe, es muss eine Ewigkeit her sein.
Denn ganz am Anfang meines spirituellen Weges wurde mir gesagt, dass es eine ziemlich sinnfreie Angelegenheit wäre, Schwierigkeiten auszuweichen oder davor wegzulaufen. Wichtige Lernaufgaben kämen früher oder später sowieso wieder zur Hintertüre herein. Und zwar so lange, bis ich das Thema für mich gelöst hätte.
Okay, das klang logisch und erklärte, warum ich in schöner Regelmäßigkeit über die eigenen Füße stolperte.
Wenn ich davon ausgehe, dass alles, was mir im Leben begegnet, Sinn macht und meinem persönlichen Wachstum dient, habe ich selbst den größten Nutzen, wenn ich mich damit auseinandersetze!
Und so habe ich mir angewöhnt, auch die aller schwierigsten Hindernisse, und davon gab es einige in meinem Leben, mit viel Schwung zu nehmen - und daran zu wachsen, was das Zeug hält.
Meine Motivation war klar: Ich wollte mich von möglichst vielen inneren Widerständen befreien, um nicht ständig in Wiederholungsschleifen unterwegs zu sein.
Mein Leben wurde zu einer Art Hürdenlauf und da ich die Umstände nicht immer ändern konnte, fokussierte ich mich auf meine Innenwelt.
Denn bei mir selbst kann ich sehr wohl etwas verändern.
Die gute Nachricht ist, dass ich in dem Moment, wo ich die Verantwortung für mich und mein Handeln übernehme, der Situation nicht mehr ohnmächtig ausgeliefert bin. Ich werde machtvoll und damit handlungsfähig. Das fühlt sich nicht nur völlig anders an, es eröffnet auch neue Handlungsspielräume!
Wie viel Freiheit ich mir so schon erkämpft und erarbeitet habe, wird mir gerade erst beim Schreiben bewusst. Nein, das ist nicht immer easy-peasy, aber sehr lohnenswert.
Was Freiheit für mich bedeutet
Freiheit bedeutet für mich, das tun und lassen zu können, was ich möchte. Tina Maria Werner hat es im Gedankenimpuls schöner ausgedrückt:
"Die Möglichkeit zu wählen ohne Zwang. Autonom zwischen den Möglichkeiten zu entscheiden."
Das zu tun, was mir wichtig ist oder/und was als Nächstes für mich ansteht. Und jetzt kommt der für mich wichtigste Punkt: Ohne zuerst innere Widerstände, Blockaden, Ängste oder Hindernisse überwinden zu müssen.
In diesem Sinne bedeutet Freiheit für mich, frei zu sein von inneren Widerständen, Blockaden, Ängsten und Hindernissen.
Von Dingen, die die Umsetzung verhindern und damit die Verwirklichung meiner Ziele. Ich weiß nicht, ob ich es in diesem Leben schaffen werde, frei von allen inneren Widerständen zu werden. Das macht aber nichts,
denn ich betrachte innere Freiheit als einen stetigen Prozess und einen bewussten Umgang mit inneren Widerständen.
Selbstmanagement, wenn man so will.
Es bedeutet für mich, immer wieder neue Wege zu finden, um sie zu überwinden und zu transformieren. Um dann meinen Weg weiterzugehen. Mich bewusst damit auseinanderzusetzen, um die die Wirk-Zusammenhänge zu verstehen und daran zu wachsen.
Bewusstsein zu schaffen, ist für mich ein Weg in die innere Freiheit.
Dass ich einen blinden Fleck habe, wurde mir durch die am Anfang geschilderte Situation bewusst. Ich habe mich tatsächlich geweigert, mich mit einer Mathe-Textaufgabe auseinanderzusetzen. Während die anderen nach Lösungswegen suchten, zog ich mich mit dem Satz: "Darauf habe ich keine Lust, an der Stelle bin ich raus" aus der unangenehmen Affäre.
Von wegen "eine Hürde mit viel Schwung nehmen". An der Stelle bin ich einfach ausgebüxt.
Nicht nur, weil ich überfordert war, sondern auch, weil ich keinen Weg der Auseinandersetzung für mich hatte. Denn egal, wie ich mich damit beschäftigte, ich rutschte jedes Mal aus wie auf Glatteis. Das fühlt sich ganz fürchterlich an.
Ich würde mal sagen, dass ich an der Stelle noch hinschauen und den Schatz heben darf. Das Tor zur inneren Freiheit ist schon einen Spalt weit offen.
Danke, liebe Frau Mücke. Du hast recht: Mathematik ist Persönlichkeitsentwicklung. Und was für eine!